Fast 40 Jahre nach der Erfindung des Internets und noch zwei Jahre vor dem Onlinegehen von Instagram prägte die Künstlerin Marisa Olsen 2008 den Begriff ‚Post-Internet-Art‘. Sie versuchte damals, ihre Arbeit in einen Kontext einzuordnen, der Internet-Kunst als nicht mehr rein medial computer- oder internetbasiert versteht, sondern vielmehr als von digitalen Medien oder dem Internet inhaltlich beeinflusst. Darauf aufbauend bezeichnet der Begriff heute eine Kunstbewegung, die das Internet ‚ein- und wieder ausgeatmet hat‘ (Monopol-Magazin 2018). Darunter fällt auch Kunst, die im Bewusstsein darüber entwickelt wurde, online geteilt zu werden oder sogar speziell dafür konzipiert wurde.
Im Seminar konzentrieren wir uns auf Erzählformen, -methoden und -strategien der Post-Internet-Art. Wir analysieren inhärente Dramaturgien, Logiken sowie Dynamiken und verorten diese in der Kunstgeschichte. Das künstlerische Repertoire von Künstler*innen wie Wolfgang Tillmans, Cindy Sherman, Laurie Simmons, Arvida Byström, Chlose Wise, Meriem Bennani, Agnes Scherer, Avery Singer, Sasha Gordon, Anna Uddenberg oder Ed Atkins reicht von Screenshots und Memes über Copy-Paste-Verfahren bis zu Fotografie, Malerei und Bildhauerei.
Im Bewusstsein um die Schnelllebigkeit von Internettrends diskutieren wir aufbauend auf der Post-Internet-Art über das freie Internet als Utopie der 1990er Jahre, dessen (fehlendes) Geschichtsbewusstsein, nachhaltige und kulturprägende Möglichkeiten sowie dessen politisches Potenzial z.B. im Kontext bevorstehender Landtagswahlen.

Im Rahmen des Seminars sind zwei Exkursionen geplant.

Bitte stimmen Sie hier für ihre bevorzugte Prüferin in dem Zeitraum vom 10.04. bis zum 12.04.2024 ab. Der Zugang wird um 8:00 Uhr geöffnet.

Die Prüfungstermine von Frau Prof. Matyssek sind für den 10. und 11. Juni vorgesehen, während Frau Prof. Marek ihre Prüfungstage auf den 17. und 18. Juni festgelegt hat. Beide Professorinnen stehen jedoch auch nach Vereinbarung für Prüfungen zur Verfügung.

Die endgültige Zuweisung zu den Prüferinnen (Prof. Dr. Kristin Marek oder Prof. Dr. Angela Matyssek) erfolgt nach dem Anmeldeschluss und richtet sich nach der Anzahl der Anmeldungen.

!!!Bitte beachten Sie, dass Sie neben der Anmeldung in Moodle auch eine separate Anmeldung in HiO zur Prüfung nach der endgültigen Zuteilung durchführen müssen. Diese Anmeldung sollte für das Semester erfolgen, in dem Sie die Prüfung ablegen möchten.!!!

Wie lässt sich Gewalt (als Gewalt) zeigen? Wann wird dieser Zeigegestus zum Spektakel? Kommt der Verzicht auf Bilder der Gewalt bspw. in Dokumentarfilmen eine Zensur gleich? Wie visuellen Widerstand leisten gegen Gewaltstrukturen? Diesen Fragen wollen wir uns gemeinsam im Seminar widmen, indem Inszenierung und formale Umsetzung des Themas ins Blickfeld rücken. Besonders im Fokus steht hierbei sexualisierte Gewalt an Frauen, denn gerade hier lässt sich wiederholt ein Verschwinden der Auswirkung von Gewalt, von Bedrohung zugunsten von Sinnlichkeit und Kunstfertigkeit beobachten. Vielmehr noch, es kommt zu einer Ästhetisierung: Gewalt wird beizeiten zum Katalysator von Sinnlichkeit, sie steigert den erotischen Gehalt. Diesen verharmlosenden Beispielen wollen wir jedoch widerstände Inszenierungen gegenüberstellen und hierzu feministische künstlerische Perspektiven beleuchten. Zu den Objekten, die in der Veranstaltung eine Rolle spielen, gehören u.a. Arbeiten von Ana Mendieta; Joy Poe, Rape Perfomance, 1979; Paola Calvo und Patrick Jasim, Luchadoras, 2022 und Gaspar Noé, Irréversible, 2003. Die Teilnehmenden sind zudem eingeladen eigene Interessen und Objekte einzubringen.

Triggerwarnung: Das Seminar untersucht (mit größtmöglicher Behutsamkeit) Bilder, die sich mit verschiedenen Gewaltformen beschäftigen. Im Fokus steht hierbei vor allem sexualisierte Gewalt.


Literatur zur Orientierung: Gewalt und Geschlecht: Bilder, Literatur und Diskurse im 20. Jahrhundert (Literatur - Kultur - Geschlecht, Große Reihe, Bd. 23), hg. v. Hanno Ehrlicher, Köln u.a. 2002; Grimminger, Rolf: Kunst - Macht - Gewalt: der ästhetische Ort der Aggressivität, München 2000; Gussak, David E.: The frenzied dance of art and violence, New York 2022; McCormack, Catherine: Women in the picture what culture does with female bodies, New York 2021; Murray, Jacqueline: Patriarchy, honour, and violence masculinities in premodern Europe (Essays and studies, Bd. 57), Toronto 2022; Szymanek, Angelique: Impossible to imagine art and sexual violence, 1975-79, in: In and out of view art and the dynamics of circulation, suppression, and censorship, New York 2022, DOI: 10.5040/9781501358685?locatt=label:secondary_bloomsburyCollections; Wolfthal, Diane: Images of Rape: The "Heroic" Tradition and its Alternatives, Cambridge 2000.

(Blockseminar)
Termine und Orte:
22.4. 10 Uhr, digitales Vorgespräch
24./25.5. Güntzstr. 34, Raum 228
7./8.6. Güntzstr. 34, Raum 229

In ihrem wegweisenden Buch "Staying with the Trouble" von 2016 hat Donna Haraway dazu aufgerufen, dass wir uns verwandt machen müssen, um Verantwortlichkeit füreinander empfinden zu können. Dieser Appell bildet die Grundlage für unsere Auseinandersetzung mit der Ästhetik der Zuwendung: denn Cute, Calm und Care sind Affektästhetiken, die ein (emotionales) Eingebundensein ermöglichen.
Die Hinwendung zu einer Ästhetik der Zuwendung im Bereich der Kunst kann als Reaktion auf das wachsende Bedürfnis nach Fürsorge, Trost und den Rückzug ins Kuschelige, Heimelige, Kleine aus der immer größer, komplexer und anfälliger werdenden globalisierten Welt wahrgenommen werden. Im Rahmen des Seminars werden wir uns anhand ausgewählter künstlerischer Positionen intensiv mit der Frage befassen, wie eine kritische, affirmative oder provokative künstlerische Auseinandersetzung mit Zuwendung aussehen kann. Ebenso wollen wir genauer in den Blick nehmen, welche kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen eine Bildwelt, die niedlich, fürsorglich, tröstend oder liebenswert ist, erforderlich machen.

Literatur:
Donna Haraway, Unruhig bleiben, 2016
Annekathrin Kohout (Hg.), Cuteness. Das Niedliche als ästhetische Kategorie (Kunstforum International Bd. 289)
Maggie Nelson, Freiheit, 2022
Sianne Ngai, zany, cute, interesting, 2012

Veranstaltungstyp: Seminar

 

Leitung: Dr. Teresa Ende

 

Der Bildhauer, Maler und Grafiker Wilhelm Lehmbruck (1881–1919) zählt zu den wichtigsten deutschen Künstlern des beginnenden 20. Jahrhunderts. Sein umfangreiches Werk, das in einer relativ kurzen Zeitspanne von nur zwanzig Jahren, von 1898 bis 1918, in Düsseldorf, Paris, Berlin und Zürich entstand, löste unter den Zeitgenossen widersprüchliche Reaktionen aus. Seine Torsi und ganzfigurigen Frauen- und Männerdarstellungen bieten sich an, die spezifischen Fragestellungen von Plastik und Kunsttheorie um 1900 – z. B. das Verhältnis von Raum und Bewegung, Stil, Körper und Geschlecht sowie Materialität und Reproduktion – zu analysieren. Im Zentrum der Veranstaltung stehen die Plastiken Lehmbrucks, daneben werden wir uns mit Künstler:innen aus seinem deutschen und französischen Umfeld beschäftigen und Lehmbrucks Arbeiten im Kontext der Werke maßgebender Bildhauer des 19. und 20. Jahrhunderts, wie Adolf Hildebrand, Auguste Rodin und Aristide Maillol, betrachten.

 

Ein gemeinsamer Besuch in der Skulpturensammlung im Albertinum dient der direkten Auseinandersetzung mit den plastischen Originalen.

Seminar, 2 LVS, wöchentlich, dienstags 11:00 bis 12:30 Uhr

Leitung: Michael Klipphahn-Karge

 

Durch Technologieentwicklung werden derzeit nicht nur Fortschritte ­– Arbeitserleichterung, Flexibilisierung, Teilhabe und Vernetzung – möglich und Erleichterungen produziert; Hand in Hand gehen Unzurechenbarkeiten, Ressourcenverknappungen und Tätigkeits- und Handlungsentfremdungen wie Begrenzungen individueller Entscheidungsfähigkeiten. Parallel droht die Selbstentmündigung des Menschen durch eigene Erfindungen. Diese Schwierigkeiten manifestieren oft gepaart mit dem Trost, dass technologisches Vorankommen die aktuellen Krisen – Artenaussterben, der menschengemachte Klimawandel, Pandemien oder Umweltverschmutzung – abwenden beziehungsweise abmildern könne. Andererseits mündet ein aus den multiplen Problemlagen der Jetztzeit resultierender Zweifel am Zustand der Gegenwart in Weltfluchten, gar in Weltlosigkeit; er resultiert in eine Suche nach alternativen oder ‚verzauberten‘ Realitätskonzeptionen, neuen Naturverbundenheiten, mündet in den Glauben an ‚alternative Fakten‘ und Antilogiken. Affirmativ gewendet können ‚magische‘ Weltauffassungen gegenwärtig allerdings auch als positiv besetzter Bezugspunkt sinndeutenden Handelns gedeutet werden, der konträr zu etablierten Machtverhältnissen, Identitätskonzepten und Kapitallogiken positioniert ist.

 

So antagonistisch die Pole Technologie und Mythos im ersten Moment scheinen, fallen sie in der Gegenwartskunst doch vielfach zu einer orientierenden Verschränkung beziehungsweise als kritische Verkettung zusammen. Das Seminar wird die dahingehend exemplarische Verquickung von KI und Magie in der Gegenwartskunst an aktuellen Werkbeispielen nachzeichnen, dafür Aspekte künstlerischer Vorstellungen eines gegenwärtigen Technospiritismus beleuchten und der Historie damit zusammenhängender Weltauffassungen und -formungen seitens der Kunst nachspüren. 

 

Leistungsnachweise werden in Form von Referaten (Werkanalysen) und die Forschungsergebnisse zusammenfassenden wissenschaftlichen Essays (ca. 5–10 S.) erbracht. Eine regelmäßige Teilnahme ist erforderlich (Sitzung 1 ist verpflichtend, da in dieser Sitzung die Referate [max. 22] vergeben werden).

 

Lektüreempfehlungen (Auswahl, im Semesterapparat enthalten): 

 

- Albers, Irene und Anselm Franke. 2015. Einleitung. In: dies. (Hgg.), Nach dem Animismus, 7–16. Berlin.

- Crawford, Kate. 2021. Atlas of AI. Power, Politics, and the Planetary Cost of Artificial Intelligence, 1–22. New Haven.

- Pasquinelli, Matteo. 2023. The Eye of the Master. A Social History of Artificial Intelligence, 1–22. London.

- Sutcliffe, Jamie. 2021. Introduction//Magic: A Gramarye for Artist. In: ders. (Hg.), Magic, 12–20. London.

- Witzgall, Susanne. 2018. Reale Magie – eine einleitende Annäherung. In: dies. (Hg.), Reale Magie, 13–31. Zürich.