Venedig-Exkursion - 47.KW

Was uns aber wichtiger sein muß, ist zu erkennen, in welcher Weise Verschwinden und Erscheinen, In-die-Welt-Setzen und Aus-der-Welt-Bringen, Aufbauen und Abbauen, Fixieren und Löschen sich gegenseitig bedingen. Die Ruine ist die optimale Vergegenständlichung dieses Bedingtheitsverhältnisses. […] Sich 'ruinieren' heißt als erkenntnistheoretische Position also, sich der Bedingtheit seines Erkennens und Handelns bewußt zu sein und so zu leben, als könne morgen schon alles ganz anders sein.

Bazon Brock, Die Ruine als Form der Vermittlung von Fragment und Totalität, 1984

 

Darstellungen von antiken oder mittelalterlichen Ruinen tauchen seit dem 18. Jh. vermehrt als Motiv in den Darstellungen idealisierter/arkadischer Landschaften oder auch als bauliche Fragmente in den räumlichen Inszenierungen scheinbar natürlicher/gewachsener Landschaftsgärten auf. Als wiederkehrendes Thema solcher Szenen verhandeln Künstler*innen zumeist Reflexionen über die menschliche Existenz im Angesicht ihrer Vergänglichkeit. Dabei steht die Ruine stellvertretend für das menschliche bzw. kulturelle Erbe, an dem sich die Spuren des Zerfalls in oft bild- und zeichenhafter Inszenierung zeigen.Und obgleich, oder gerade weil der Ruine, als Zeugin einer glanzvollen Geschichte, der unaufhaltsame Zerfall in der Zukunft droht, bezieht sie aus ihrer Versehrtheit eine besondere appellative Kraft, die uns anregt, ihrem Schicksal und ihrer Geschichte mit großer Empathie und Vorstellungskraft nachzuspüren. 

Anders verhält es sich dagegen seit je her mit allen Schöpfungen/Bauwerken mit denen wir uns abseits solcher Kontemplationen im Alltag umgeben. Hier gelten Spuren des Zerfalls, der Erosion der Fragmentierung, etc. - zumal wenn es um das Gebaute als ewig und dauerhaft gedachtes Environment geht – zumeist als unerwünschte Phänomene.  Dem Ideal der Unversehrtheit entspricht ein weitgehender Konsens darüber, dass bereits Spuren der Alterung als Zeichen der Wertminderung und der nahenden Obsoleszenz zu deuten sind.

 Versuche, dieses kulturelle Paradigma zu durchbrechen, zeigen sich verstärkt in den Künsten und den Geisteswissenschaften seit den 60er Jahren des 20. Jh., als es im Zuge einer sich verstärkenden Zeitkritik an der sogenannte Moderne, um Fragen ihres Scheiterns und den Umgang mit ihren Hinterlassenschaften ging. Vielerorts wollte man ihre Zeugnisse am liebsten ausradieren und die Moderne samt ihrem Erbe zu einem obsoleten Interim erklären.

Zahlreiche Künstler*innen und Architekt*innen, nahmen angesichts solcher Bestrebungen bald eine Gegenposition ein und diskutierten die Frage, ob nicht auch an manchen Schöpfungen der Moderne – im Sinne von Ruinen - bei der Betrachtung ihrer Zerfallsprozesse bedeutsame Erkenntnisse für Gegenwarts- und Zukunftsdiagnosen zu gewinnen sind. Vor allem Vertreter*innen der sogenannten Land-Art begannen in der Folge Siedlungsräume der Moderne, ihre Peripherien und postindustriellen Landschaften und den bereits im Gang befindlichen Transformations- und Zerfallsprozessen in 'field trips' zu erkunden und in situ künstlerisch zu interagieren bzw. intervenieren.

In einführenden Vorträgen (evtl. auch von Gästen), der Arbeit mit und an Texten, werden verschiedenen Theorien der Ruine/des Ruinierens in gesellschaftlichen Zusammenhängen vor- und zur Diskussion gestellt. Im zweiten Teil des Semesters stellen schließlich Teilnehmer*innen in Referaten, ausgewählte Positionen und Projekte, an den sich Prozesse und Phänomene zwischen Vergänglichkeit, Entropie und De-Architekturierung in der Architektur darstellen lassen, vor. Auch über die Möglichkeit eine praktische Studienaufgabe (im Sinne einer künstlerischen Arbeit) zu übernehmen, werden wir diskutieren. 

Hinweis zur Einschreibung:

Die Einschreibung wird ab dem 5.9.2024 über das HISinOne – Campusmanagementmöglich sein.

Die Veranstaltung ist auf max. 25 Teilnehmer*innen begrenzt

 

Hinweise zur Anerkennung von Studienleistungen

Studierende, die die Veranstaltung mit einem Leistungsnachweis abschließen möchten, können die Vorstellung eines Referates (das schriftlich zu dokumentieren ist) oder nach vorheriger Absprache (und Vorlage eines entsprechenden Konzeptes) ggf. eine praktische Studienaufgabe übernehmen. [4 ECTS]

Studierende, die das Testat eines Teilnahmenachweises benötigen, legen zum Ende der Veranstaltung ihre gesammelten Mitschriften zu den Sitzungen (mind. 1 Seite je Veranstaltung) des Semesters vor. [2 ECTS]

Voraussetzung für die Anerkennung des Leistungsnachweises bzw. Teilnachweises ist, dass Sie sich im Hochschulportal für die jeweilige Form der Übernahme einer solchen Studienleistung angemeldet haben. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an das Referat für Studienangelegenheiten.

 

Seminar (2-std.)

Dienstag 11:00 – 12:30 / Einführung am Dienstag 15.10.2024 um 11:00 Uhr 

Güntzstr. 34, Großer Hörsaal, Raum 222

Zum Lehrprogramm der 'Architektur und Raumgestaltung' zählt eine fortlaufende Veranstaltungsreihe (i. d. R. Vorlesungen mit einem Seminarteil) zur 'Geschichte und Theorie der europäischen Architektur'. Einzelne Themenschwerpunkte aus den Perioden der Frühen Hochkulturen, der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit stehen semesterweise wechselnd im Vordergrund. Im Wintersemester 2024/25 wird der Fokus der Veranstaltung auf die Architektur zu Beginn der Neuzeit - speziell auf die Epoche des Barock - gelegt. Der Einstieg in das Thema ist zunächst eng mit der Erörterung historiographischer Fragen – der zeitlichen und lokalen Ein- bzw. Abgrenzung – und der Diskussion 'etablierter' Perioden- und Epochenbezeichnungen verbunden. In den daran anschließenden Vorlesungen (später ergänzt von Referaten) werden schließlich ausgewählte Beispiele der Architektur, bis hin zum Städtebau, in ihren materiellen und schöpferischen Zusammenhängen beschrieben und in historischer Perspektive vorgestellt.

Hinweis zur Einschreibung:
Die Einschreibung wird ab dem 5.9.2024 über das HISinOne – Campusmanagementmöglich sein.
Die Veranstaltung ist auf max. 25 Teilnehmer*innen begrenzt

Hinweise zur Anerkennung von Studienleistungen
Studierende, die die Veranstaltung mit einem Leistungsnachweis abschließen möchten, können die Vorstellung eines Referates (das schriftlich zu dokumentieren ist) übernehmen. [4 ECTS]
Studierende, die das Testat eines Teilnahmenachweises benötigen, legen zum Ende der Veranstaltung ihre gesammelten Mitschriften zu den Sitzungen (mind. 1 Seite je Veranstaltung) des Semesters vor. [2 ECTS]

Voraussetzung für die Anerkennung des Leistungsnachweises bzw. Teilnachweises ist, dass Sie sich im Hochschulportal für die jeweilige Form der Übernahme einer solchen Studienleistung angemeldet haben. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an das Referat für Studienangelegenheiten.

Vorlesung/Seminar (2-std.)
Montag 15:30 – 17:00 Uhr / Einführung am Montag, 14.10.2024 um 15:30 Uhr
Güntzstr. 34, Raum 228

In welcher Weise wir unsere Umwelt wahrnehmen, hängt nicht zuletzt von der Vorstellung ab, wie wir den Wahrnehmungsprozess und die Rolle, die wir selbst darin einnehmen, begreifen. Traditionelle erkenntnistheoretische Modelle gehen in der Reflektion des Wahrnehmungsvorganges zumeist von der Grundannahme aus, dass das erkennende Subjekt seine Umwelt vermittels seines Körpers und seiner Sinne von außen/objektiv' betrachten kann. Architektur erscheint unter dieser Annahme (die von Karl Jaspers als Subjekt-Objekt-Spaltung bezeichnet wurde) dann als eine räumlich- bzw. im Raum angelegte Konstellation von Gegenständen (oder Körpern) der das Subjekt, als eine Art neutraler Beobachter gegenüber steht.

Dem Modell einer Subjekt-Objekt- Dichotomie halten die Vertreter der (Neuen) Phänomenologie die Annahme entgegen, dass die situativ bedingten Umstände aus denen heraus das Subjekt seine Umwelt wahrnimmt, bereits a priori konstitutiv für das Bewusstseinserlebnis sind. Schließlich ist ihm seine Lage nicht allein gegenständlich (körperlich), sondern immer auch zuständlich (leiblich), gegeben.

Architektur erscheint uns in derart unteilbaren Wahrnehmungszusammenhängen vor allem vermittelt durch Stimmungen oder Atmosphären, die für das Subjekt jenseits seiner körperlich-sinnlichen Wahrnehmung in einer erweiterten Sphäre des Leibes zu spüren sind. In solchen Zusammenhängen fungiert Architektur als eine Art 'Zwischen', deren Formen sich in der Wahrnehmung als Kippfiguren - pendelnd zwischen gegenständlichen oder zuständlichen Erscheinungsweisen - zeigen.

Im Rahmen von Vorlesungen werden verschiedene Konzepte körper- bzw. leibgebundener Wahrnehmungs- und Erscheinungsformen der Architektur, wie sie in den Theorien der Architekturpsychologie und -philosophie entwickelt wurden, vorgestellt. Im Fokus seminaristischer Veranstaltungen stehen Berichte zu unmittelbaren Architekturerfahrungen, sie werden von den Teilnehmer*innen vor- und zur Diskussion gestellt.

 

Hinweis zur Einschreibung:
Die Einschreibung wird ab dem 5.9.2024 über das HISinOne – Campusmanagement möglich sein.
Die Veranstaltung ist auf max. 25 Teilnehmer*innen begrenzt.

Hinweise zur Anerkennung von Studienleistungen
Studierende, die die Veranstaltung mit einem Leistungsnachweis abschließen möchten, können die Vorstellung eines Referates (das schriftlich zu dokumentieren/zu verschriftlichen ist) oder nach vorheriger Absprache (und Vorlage eines entsprechenden Konzeptes)  eine praktische Studienaufgabe übernehmen. [4 ECTS]

Studierende, die das Testat eines Teilnahmenachweises benötigen, legen zum Ende der Veranstaltung ihre gesammelten Mitschriften zu den Sitzungen (mind. 1 Seite je Veranstaltung) des Semesters vor. [2 ECTS]    

Voraussetzung für die Anerkennung des Leistungsnachweises bzw. Teilnachweises ist, dass Sie sich im Hochschulportal für die jeweilige Form der Übernahme einer solchen Studienleistung angemeldet haben. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an das Referat für Studienangelegenheiten.    

Vorlesung / Seminar (2-std.)
Montag 11:00 – 12:30 Uhr / Einführung am Mo 14.10.2024 um 11:00 Uhr
Güntzstr. 34, Raum 222 (Großer Hörsaal)