Das Lektüreseminar bietet denTeilnehmerInnen die Möglichkeit, ganz nach aktueller Interessenlage kunstphilosophische Texte ohne unmittelbare Vorbereitung gemeinsam zu lesen und zu besprechen. Über die Textauswahl wird beim ersten Treffen beraten.

Theorien der Masse: Politik, Ästhetik, Lust
Seminar (14-tägig), Dienstag 17:00-20:00 (Raum 228)
Einführung: 15.10.2024, 17:00-18:30 Uhr

Lehrbeauftragte: Rebekka Wilkens (Berlin/ FrankfurtOder)

Kaum ein politischer Begriff weist so unterschiedliche Konnotationen auf wie jener der Masse. Der ab 1800 in theoretischen Debatten verwendete Terminus entstammte zunächst dem konservativen Milieu. In dessen Diskussion der vermeintlich ‚primitiven‘, unorganisierten Masse schwingt eine Angst vor deren politischem Potenzial mit – schließlich hatte die Masse im Zuge der französischen Revolution das politische Establishment zum Einsturz gebracht und das Selbstverständnis der Herrschenden erschüttert. Auch wenn der Begriff in den im Zuge des 19. Jahrhunderts aufkommenden kommunistischen Debatten, z. B. bei Rosa Luxemburg, progressiver besetzt wird, bleibt die Frage, ob eine Masse sich selbst organisieren kann oder ob ihr von außen eine Richtung vorgegeben werden muss, auch bei linken Theoretiker:innen umstritten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird die Masse zu einem Beschreibungsmodus der Moderne – der Begriff taucht jetzt nicht nur in politischen, sondern auch in ästhetischen und psychoanalytischen Debatten auf. Er ist so zu einem Problem der Kunst und der Lust geworden und macht damit auch die innige Beziehung beider zur Politik deutlich. Aber in diesen Bereichen ist es ebenfalls schwer, einen subversiven Begriff der Masse zu finden: Bei Sigmund Freud können libidinöse Bindungen in der Masse nur durch die Idealisierung eines Führers, das heißt nur durch eine hierarchische Organisation bestehen. Und wenn Walter Benjamin konstatiert, das Kunstwerk sei durch seine technische Reproduzierbarkeit massentauglich geworden, gesteht er zwar zu, dass die so entstehende kollektive Ästhetik die Möglichkeit einer gesellschaftlichen Emanzipation enthält. Genauso wahrscheinlich wie diese sei allerdings eine faschistische Vereinnahmung der Kunst.

Weist das Konzept der Masse tatsächlich eine so große Nähe zum Konservatismus auf, wie es viele Theoretiker:innen darstellen? Sind die Affekte der Masse zwangsläufig so rückwärtsgewandt, wie es häufig den Anschein erweckt? Der Frage, ob eine emanzipatorische affektive Organisation der Masse denkbar ist, soll in diesem Seminar nachgegangen werden. Dabei wird die Masse u. a. im Verhältnis zu den Begriffen ‚Klasse‘ und ‚Partei‘ situiert. Über mögliche ästhetische und affektive Potenziale der Masse wird durch Lektüren u. a. von Rosa Luxemburg, Sigmund Freud, Walter Benjamin, Siegfried Kracauer, Elias Canetti, Toni Negri & Michael Hardt sowie Jodi Dean diskutiert.

Termine:

15.10.2024 (17:00-18:30)
29.10.2024 (17:00-20:00)
12.11.2024 (17:00-20:00)
26.11.2024 (17:00-20:00)
10.12.2024 (17:00-20:00)
17.12.2024 (17:00-18:30)
14.01.2025 (17:00-20:00)
28.01.2025 (17:00-20:00)
 

Prüfungsleistung: Hausarbeit

Studienleistung: Schriftlich verfasster Diskussionsbeitrag für den Nachweis der aktiven Teilnahme

Zielgruppen: 

Bildende Kunst: M4, M9
Theaterdesign (alle Fachrichtungen): T3
Bühnen- und Kostümbild: M2, M5

ECTS:

Bildende Kunst
alte Studienordnung: BK-M4, BK-M8 (10 ECTS)
neue Studienordnung: BK-M4, BK-M9 (5 ETCS)

Bühnen- und Kostümbild
BUKB2-M2 (6 ETCS)
BUKB2-M5 (5 ETCS)

Theaterdesign
Kostümdesign, Szenische Malerei, Theaterplastik: T3 (8 ETCS)
Maskenbild: T3 (10 ECTS)

Open Forum – Kunst, Philosophie, Kritik
Kolloquium, Dienstag 16:00–18:15 (Raum 229 oder Atelier)
Erste Sitzung: 15.10.2024

Kursverantwortlicher: Prof. Dr. Samo Tomšič

Das Open Forum ist konzipiert als ein Kolloquium, in dem visuelle oder schriftliche Arbeiten der Studierenden sowie andere Materialien (Texte, Musik, Bilder etc.), die für ihre Arbeit relevant sind, besprochen werden. Ein Hauptziel der Veranstaltung ist es, Studierenden eine gemeinsame Plattform anzubieten, um klassen- und disziplinübergreifend ins Gespräch zu kommen, indem abgeschlossenen oder laufenden Projekte vorgestellt werden. Alternativ können auch künstlerische oder theoretische Arbeiten anderer Autor:innen oder Künstler:innen, die für die Ausrichtung der eigenen Praxis wichtig sind, eingeführt und besprochen werden. Das Format des Open Forums dient außerdem der Auseinandersetzung mit der Rolle des Schreibens und möchte Studierende im Umgang mit Text, Theorie und Kritik in Bezug auf ihre Arbeit praktisch unterstützen. Das Kolloquium ist offen für Studierende aller Klassen und Disziplinen und begrüßt Präsentationen von fertigen Arbeiten oder laufenden Projekten und Experimenten, sowie Vorschläge für Bild- oder Textmaterial anderer künstlerischer oder theoretischer Positionen.

Das erste, informative Treffen findet am 15. Oktober 2024 (Raum 229) statt. Wer bereits an einer Präsentation interessiert ist, kann eine E-Mail an tomsic@hfbk-dresden.de schicken, um Genaueres zu besprechen. Präsentationen und Diskussionen können in deutscher und/oder englischer Sprache stattfinden.

Prüfungsleistung: Werkbesprechung oder Ateliergespräch

Studienleistung: Regelmäßige Teilnahme und Diskussion

Zielgruppen: 

Bildende Kunst: M4, M9
Theaterdesign (alle Fachrichtungen): T3
Bühnen- und Kostümbild: M2, M5

ECTS:

Bildende Kunst
alte Studienordnung: BK-M4, BK-M8 (10 ECTS)
neue Studienordnung: BK-M4, BK-M9 (5 ETCS)

Bühnen- und Kostümbild
BUKB2-M2 (6 ETCS)
BUKB2-M5 (5 ETCS)

Theaterdesign
Kostümdesign, Szenische Malerei, Theaterplastik: T3 (8 ETCS)
Maskenbild: T3 (10 ECTS)

Was ist eine Welt?
Seminar, Dienstag, 13:30–15:00 Uhr (Raum 228)
Erste Sitzung: 15.10.2024

Kursverantwortlicher: Prof. Dr. Samo Tomšič

Heute redet man viel über die „globale Krise“, in manchen Zuspitzungen sogar über das „Ende der Welt“ oder die „Apokalypse“. Was hat es damit auf sich? Der Ausgangspunkt dieser Rede über eine Krise der Welt liegt in der Tatsache, dass die soziale, ökonomische und technologische Entwicklung der Menschheit in eine kritische Phase eingetreten ist, die niemanden mehr unberührt lässt. Dieser Phase wurde in den letzten Jahren u.a. mit Begriffen wie dem „Anthropozän“, „Kapitalozän“ oder „Chthuluzän“ gefasst, oder schlicht als Klimazusammenbruch bezeichnet. Gleichzeitig wird ein problematischer politischer Wandel diagnostiziert, eine Bewegung weg von liberaler Demokratie hin zum „technologischen Neofeudalismus“, „autoritären Illiberalismus“ oder gar „Neofaschismus“. Mit allen diesen Benennungsversuchen wird ein Bruch adressiert, und dieser betrifft die Lockerung der Bände, die unsere Gesellschaften zusammenhalten. Hinter dieser „Auflösung des Sozialen“ steht ein grundlegenderes Problem, nämlich dass die Menschen möglicherweise das Gefühl verloren haben, in einer gemeinsamen Welt zu leben.
Ausgehend von der Frage nach einer geteilten oder gemeinsamen Welt, widmet sich dieses Seminar unterschiedlichen Aspekte dessen, was heute als umfassende Gegenwartskrise besprochen wird. Da diese Krise nicht zuletzt auch konzeptuell ist, werden wir uns von der Frage leiten lassen: Welche Art von Realität beschreibt der Begriff „Welt“? Oder noch verkürzter: Was überhaupt ist eine Welt? Wir werden diese und andere Fragen angehen, indem wir untersuchen, wie das Verständnis der Welt durch die Moderne (neu)geformt wurde: einerseits durch Wissenschaft, Kunst und Philosophie, andererseits durch den Prozess der Globalisierung und die Konstruktion des „Weltmarktes“. Wobei man sofort hinzufügen muss, dass im Register der Ökonomie eine Reihe von Prozessen abläuft, die vielmehr weltzerschlagend als weltbildend sind: hierzu gehören etwa der systemische Wachstumszwang und die Extraktion von Ressourcen, gefolgt von Umweltzerstörung und -verschmutzung, aber auch die Ausbeutung von Arbeit, die Produktion von sozialer Ungleichheit, unterschiedliche Ausdrucksformen der Aggressivität und der Krieg.
Im Hinblick auf diese Problemlagen wird der Begriff der Welt in seinen Nuancen und Differenzierungen untersucht, unter anderem in Abgrenzung zu benachbarten Begriffen wie „Erde“, „Planet“ oder „Globus“. Der philosophische und ästhetische Rahmen des Weltbegriffs wird ergänzt durch zeitgenössische kritische und ökologische Perspektiven, vor allem aus der postkolonialen Theorie, den Gender Studies, der Systemtheorie und der kritischen Epistemologie.

Prüfungsleistung: Hausarbeit oder mündliche Prüfung

Studienleistung: Schriftlich verfasster Diskussionsbeitrag (Feedback-Essay) für den Nachweis der aktiven Teilnahme

Zielgruppen: 

Bildende Kunst: M4, M9
Theaterdesign (alle Fachrichtungen): T3
Bühnen- und Kostümbild: M2, M5

ECTS:

Bildende Kunst
alte Studienordnung: BK-M4, BK-M8 (10 ECTS)
neue Studienordnung: BK-M4, BK-M9 (5 ETCS)

Bühnen- und Kostümbild
BUKB2-M2 (6 ETCS)
BUKB2-M5 (5 ETCS)

Theaterdesign
Kostümdesign, Szenische Malerei, Theaterplastik: T3 (8 ETCS)
Maskenbild: T3 (10 ECTS)

Einführung in die Ästhetik I. Historisch-kritische Perspektiven
Vorlesung und Seminar, Montag 17:15–19:30 Uhr (Raum 228)
Erste Sitzung: 14.10.2024

Kursverantwortlicher: Prof. Dr. Samo Tomšič

Diese Einführungsveranstaltung bietet Studierenden einen grundlegenden Überblick des historischen Verhältnisses zwischen Kunst und Philosophie und seiner Entwicklung bis in die Gegenwart. Besonderes Augenmerks liegt zunächst auf dem Entstehen der Ästhetik (18. Jh.) als einem abgesonderten Bereich der Philosophie, sowie auf der Trennung zwischen Kunst und Handwerk, die sich zu dieser Zeit vollzog. Die Veranstaltung wird dabei beleuchten wie die fundamentale Trennung von Kunst und Handwerk mit einer ganzen Reihe weiterer Unterscheidungen einherging. Diese umfassten z.B. die kapitalistische Arbeitsteilung, die Konstruktion vermeintlich „natürlicher“ oder „normativer“ Geschlechterrollen und die Rassifizierung von Körpern. Ästhetik spielte in allen diesen Prozessen eine zentrale Rolle. Wichtig in dieser Hinsicht ist die Tatsache, dass man ursprünglich Ästhetik keineswegs einfach als nur einen philosophischen Diskurs über die schönen Künste verstand, sondern viel grundlegender als eine Theorie der Körperlichkeit, Sinnlichkeit und Wahrnehmung. Kurz gesagt: Ästhetik war und ist nicht von Politik zu trennen.
Das Hauptanliegen der Veranstaltung ist es, Studierenden der HFBK Dresden eine systematische Einführung in die philosophische Ästhetik anzubieten sowie ihr ambivalentes Erbe und ihre kritische Revision in zeitgenössischen Diskursen wie Feminismus und Gender Studies, Dekolonisierung und kritische Ökologie, wie auch Kapitalismuskritik in den Blick zu nehmen.
Die Veranstaltung besteht aus einem das Vorlesungs- und einem Seminarteil. Der kürzere Vorlesungsteil dient der Einführung in eine klassische Position der philosophischen Ästhetik, die im Seminar anhand des Textmaterials vertieft behandelt und in Hinblick auf aktuelle Fragen diskutiert wird. Die Einführungsveranstaltung wird im nächsten Semester mit dem Fokus auf den Entwicklungen der Ästhetik im 20. und 21. Jahrhundert fortgesetzt. Interessierten Studierenden wird empfohlen, beide Veranstaltungsteile zu besuchen.

Prüfungsleistung: Hausarbeit oder mündliche Prüfung

Studienleistung: Schriftlich verfasster Diskussionsbeitrag (Feedback-Essay) für den Nachweis der aktiven Teilnahme

Zielgruppen: 

Bildende Kunst: M4, M9
Theaterdesign (alle Fachrichtungen): T3
Bühnen- und Kostümbild: M2, M5

ECTS:

Bildende Kunst
alte Studienordnung: BK-M4, BK-M8 (10 ECTS)
neue Studienordnung: BK-M4, BK-M9 (5 ETCS)

Bühnen- und Kostümbild
BUKB2-M2 (6 ETCS)
BUKB2-M5 (5 ETCS)

Theaterdesign
Kostümdesign, Szenische Malerei, Theaterplastik: T3 (8 ETCS)
Maskenbild: T3 (10 ECTS)