Verbarium für planetarisches Theater

(evtl. mit Exkursion zum Festival COMMONS an der Burg Hülshoff 30.6. – 2.7.2023)

 

Montag 11.30 – 13.00 Uhr Raum 229, Beginn 17.4.2023

 

Wie wir sprechen und wovon wir sprechen, welche Worte und welche Grammatik wir verwenden, bringt hervor, was wir Welt nennen. Andere menschliche Sprachen vermitteln andere Realitäten, Kosmologien beginnen oft damit, dass etwas beschrieben wird, was dann in Erscheinung tritt. Ob auf oder jenseits der Bühne, menschliche Sprache ist performativ und bringt Wirklichkeiten hervor. Das wird unter anderem spürbar in der relativ neuen Konvention des genderns in deutscher Sprache. Die Übung möchte hieran anschließend Wahrnehmungsmöglichkeiten für Sprachen und Existenzweisen mehr als menschlicher Körper erweitern. Wir gehen aus von einer Recherche zu Sprechweisen in existierenden menschlichen Sprachen. Robin Wall Kimmerer schreibt über ihre indigene Sprache der Potawatomi und den Reichtum einer darin enthaltenen Kosmologie, die nicht gendered, sondern sprachlich zwischen belebt und unbelebt unterscheidet. Alles was belebt ist, kann auch in einem Verb ausgedrückt werden. Auch eine Bucht ist in diesem Sinne belebt, oder ein Tag, und beides kann genauso in Verbform benutzt werden, wie das Land und das Leben selbst. 70% der Potawotomi Sprache besteht aus Verben, die englische und deutsche Sprache gerade mal zu 30%. Wir beginnen mit Wall Kimmerer und werden uns mit unterschiedlichen Sprachen beschäftigen, auch mit der Bioakkustik und der Sprache der Pflanzen. Es geht in der Übung darum, ein Verbarium zu beginnen, das Wahrnehmung von Ausdrucksweisen und Kommunikationsformen mehr als menschlicher Körper erweitert und auszuloten, wie wir menschliche Wahrnehmung anderer Körper verstärken und in Sprache zum Ausdruck bringen können. Schreibübungen werden ebenso Teil der Veranstaltung sein, wie Recherche im Außenraum, Auseinandersetzung mit filmischen Zeugnissen oder anderen Kunstformen.  

 

Module: T2, 4, 5, 8, 11